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Sulfur

Sulfur: Will Unbindung frei und ungebunden – ungewollt eingebunden – Unzeit, Unort, Unsache, des-integrieren, zer-setzen 

**Quantum Logic Medicine**

Kurz vorangestellt ein wenig Theorie Wiederholung. Quantum Logic Medicine basiert auf der Annahme, dass eine lebendige Ganzheit aus dem Spiel zweier komplementärer Extreme besteht, wie Yin und Yang. In diesem Lebensspiel existieren immer zwei gegensätzliche Eigenschaften, die herausgearbeitet werden müssen. Die homöopathischen Arzneimittelbilder, die gut dokumentiert sind, bieten eine hervorragende Grundlage für die Therapie. Durch die Analyse dieser Komplementaritäten kann man die Mittel präzise beschreiben und ebenso auch das Lebensthema des Patienten erfassen. Dies ist die effektivste Methode, um ein passendes homöopathisches Mittel für den Patienten zu finden.

**Sulfur**

Wie versprochen komme ich nun zu Sulfur, dem Schwefel, ein großes Mittel aus der Gruppe der ersten Trennung. er ist der Freie, von außen gesehen auch der sich isolierende Aussteiger. Seine Betonung liegt auf sich, seinem Sein und seinem Wollen. Er ist sich selbst Kontext und damit Maß aller Dinge. Der eigene private Raum ist der einzige, den Sulfur erkennt und anerkennt. Nur mit ihm gilt es sich zu verbinden und zu verschränken. Sulfur nimmt nur seine eigenen Werte wahr. Als Konsequenz vernachlässigt er seinen gesamten Kontext, was zur gezielten Desintegration aus dem Außen führt, das für ihn ohne Interesse ist. Sulfur verlässt dieses Außen und damit die ihn einbettende übergeordnete Ganzheit. Während Psorinum von dieser Ganzheit verlassen wird, empfindet Sulfur das Verlassen als Entlassung, als Befreiung. 
 Sulfur kann daher nur noch über die übergeordnete Ganzheit spekulieren, da keine Verbindung mehr zu ihr besteht – ob man sie Gott, Natur oder anders nennt. Sulfur will keinen von außen fordernden Kontakt, er will nicht gerufen werden, sondern keine Einwirkung von außen – nicht durch Druck, nicht durch Berührung. Warum auch sollte sich Sulfur irgendwo einfügen? Ihm fehlt das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen sich und allem anderen, für die alles verbindende Ganzheit. Was Psorinum sucht und vermisst – das Aufgenommen-Sein im Ganzen –, darauf verzichtet Sulfur. Er entbindet sich aus dieser Wirklichkeit, indem er sie fantasievoll ignoriert und übergeht. 
 Unabhängig und frei von anderen Parametern sucht Sulfur seinen Weg der Identitätsfindung. Daher wird er in anderen homöopathischen Verfahren als universalklärer eingesetzt, nicht jedoch bei uns in der Quantum Logic Medicine. Separabilität und Unabhängigkeit von allen Zusammenhängen hat Sulfur sich auf die Fahnen geschrieben – eine Utopie, denn Jede Beziehung wird mit irgendeinem Kontext eingegangen, und prompt entwickelt Sulfur Symptome in jeder Beziehung. Kein Wunder, dass er die meisten Symptome aller Arzneien zeigt. 
 Mit seiner Abstinenz vom Kontext entsteht ein funktionaler Leerraum außerhalb von Sulfur und dafür in ihm selbst ein überbesetzter Privatraum, geprägt von Hitze und Brennen, wie von einem unerfüllten Drängen nach außen und sei es nur durch den eigenen Körpergeruch. Deshalb sind Ausschläge nach außen ein großes Thema. Um nur seines zu leben, versucht Sulfur, den Kontext außen zu lassen. Das führt zu einer gezielten Vernachlässigung des Außens. Vernachlässigung findet sich in allem seinen Tun. Jede Betonung der einen Seite bedeutet aber die Vernachlässigung der anderen, bis hin zu einem Grenzwert. 
 Sulfur geht noch weiter: Er zeigt die Tendenz, das Außen absolut zu ignorieren. Der Unterschied liegt im Extrem. Sulfur verliert damit die Grenze selbst, seine Abgrenzung zum Außen. Indem er sie aus den Augen verliert, kann er sie nicht mehr beeinflussen. Die Trennung wird unscharf, und Sulfur verliert die Kontrolle über die Grenzvorgänge. Ausgerechnet Sulfur, der sich so sehr auf sich bezieht, verliert damit die für seine Haltung wesentliche Außenabgrenzung. Privat ist nicht mehr privat, wenn die Grenze zwischen dem eigenen funktionalen Bereich und der Umgebung nicht wahrgenommen wird. 
 Das zeigt sich zeitlich wie räumlich. In der Zeit entsteht, was man Unzeit nennen kann. Zeit ist ein Parameter, durch den Sulfur ungewollt über die begrenzende Trennlinie hinweg mit dem Kontext verbunden wird. Exakte Abstimmung ist gefordert, damit sich alles zur richtigen Zeit fügt. Doch Sulfur hat damit ein Problem, denn die Zeit wird durch den Kontext und die übergeordnete Ganzheit vorgegeben. Dies zeigt sich in einer grundsätzlichen Unpünktlichkeit, einem nicht wahrnehmen und damit beachteten von Tag und Nacht oder auch durch vorzeitige Ejakulation. Nicht nur die richtige Zeit, sondern auch der richtige Ort und die richtige Sache müssen erreicht werden, um mit dem Außen sinnvoll zu kommunizieren. 
 Andernfalls kommt es zur Unzeit, zum Unort und zur Unsache. Funktional gestörtes Auseinandersetzen führt zum Zersetzen, sichtbar etwa in den Gerüchen der Zersetzung bei Sulfur (typischer Schwefelgeruch) Schließlich scheitert Sulfur am Leben selbst, das völlige Autarkie nicht überlebt. Aufnahme – Sammeln, Essen – und Abgabe – Stuhlgang, Schweiß – sind Austauschvorgänge mit der übergeordneten Ganzheit. Wird dieser Austausch abgewehrt, entstehen Symptome. Sulfur kann nicht ohne Kontakt nach außen leben. Wenn dieses Außen sich nicht länger ignorieren lässt, ist Sulfur überfordert, kommt an seine Grenze, die er nicht wahrnehmen will, und reagiert unsozial und egoistisch – eigentlich jedoch feige, ängstlich, traurig und verklemmt. 
 Absolute Autarkie bedeutet ein Embargo, das Sulfur über sich selbst verhängt. Er leidet darunter, weil er sich nicht funktional exakt nach außen ausdrücken kann und sich selbst unterdrückt. Unterdrückung ist hier ein Akt des Patienten selbst, nicht von außen. Der Patient reagiert mit Unterdrückung, weil es seiner mathematischen Form entspricht. Die Wirklichkeit drängt sich als Wirkung aus dem Kontext auf – etwa in einem Gefühl von Kindsbewegungen, im Gefühl von Stößen, in der Mittagszeit, hier wird ihm von der Zeit etwas diktiert. Wer sich völlig vom Kontext isoliert , weiß nichts über ihn. Der Kontext erscheint unberechenbar und chaotisch. Die übergeordnete Ganzheit wird schließlich bedrohlich, mit Vorstellungen von Feuer vom Himmel und Zermalmtwerden. Hier ähnelt es wieder anderen Arzneien dieser Gruppe, die alle sehr übergeordnet bedrohliche Symptome kennen 
 So landet Sulfur genau dort, wo er nicht hinwollte. Die Freiheit wird zur Unfreiheit, zur Bedrohung.

**Sulfur in der Tiermedizin**

Sulfur, zeigt auch in der Tiermedizin charakteristische Symptome, die seinem Wesen entsprechen. Ein Sulfur-Tier – sei es Pferd oder Hund – hat in der Regel große Schwierigkeiten, sich in eine Gruppe oder ein Rudel einzufügen. Reine Sulfur-Typen kommen bei Tierarten, die von Natur aus Gemeinschaftstiere sind, eher selten vor. Das ist bemerkenswert und zeigt, dass die Natur hier gewissermaßen vorsorgt – denn ein solches Wesen kann kaum wirklich froh werden. 
 Ein typisches Sulfur-Tier ist häufig schmutzig und neigt zu Hautproblemen: Ekzeme, entzündliche oder nässende Hautstellen, die oft stark riechen. Auch das Verhalten fällt auf – in einer Gruppe gilt es als „der schon wieder“: asozial, eigenwillig, schwer integrierbar, gleichzeitig aber nicht aktiv aggressiv. Sulfur-Tiere ziehen sich zurück, suchen keine Nähe und keine Berührung. Ein Pferd etwa mag es nicht, geputzt zu werden, empfindet vieles als lästig oder störend und möchte am liebsten einfach in Ruhe gelassen werden. Natürlich auch nicht nach Leistung gefragt werden. Besonders die Pferdezucht bringt daher auch schon meistens Tiere hervor, die in die Leistungsbereite Kathegorie Leber fallen, ein weiterer Grund, warum solche Typen bei den heute von Menschen produzierten Zuchttieren eigentlich nicht vorkommen, man stelle sich nur einen Sulfur Zuchthengst vor! Gibt es sie doch zwingt der natürliche Kontext – Herde oder Rudel – das Tier in eine Gemeinschaft, was sowohl für die Gruppe als auch für das Tier selbst belastend sein kann. 
 Sulfur hat zudem ein schwieriges Verhältnis zu Grenzen. Im Gegensatz zu Arnika, das Grenzen aktiv sprengen will, leidet Sulfur unter der Begrenzung. Wird es zu sehr eingeengt, reagiert es mit innerer Zersetzung – destruktiv, auflösend, sowohl seelisch als auch körperlich. Entsprechend zeigt sich bei Sulfur-Patienten häufig eine Tendenz zu Zersetzungsprozessen an Haut und Schleimhäuten. Je stärker die äußeren Umstände einengen, desto heftiger treten diese Symptome auf. 
 In der tierärztlichen Praxis kann man also bei hartnäckigen, riechenden, juckenden Hauterkrankungen an Sulfur denken – allerdings ist Sulfur kein Allheilmittel für Ekzeme und auch kein bloßer „Entgifter“, wie es oft bezeichnet wird. Wie jede Arznei ist auch Sulfur nur dann richtig, wenn es in seinem funktionalen Kontext verstanden und angewendet wird.

**Zusammenfassung**

Sulfur steht für Separabilität, völlige Loslösung vom Kontext, Verschränkung nur in sich selbst, hitzig, brennend, separabel. Die Vernachlässigung des Kontexts führt zur Unschärfe der Grenze, zu Unzeit, Unort, Unsache, Desintegration und schließlich Zersetzung. Die erzwungene Verschränkung mit dem Kontext überfordert Sulfur, der darauf sozial gestört, ängstlich, traurig und verklemmt reagiert.

 

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