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Der Trend zur Vereinfachung

Vor einigen Tagen hatten wir ein Gespräch mit mehreren Veterinär-Akupunkteuren. Es ging um den Stand ganzheitlichen Therapien.  Man war sich einig, der Trend geht dahin, dass man in jedem Bereich alles vereinfachen möchte. Es soll ein Symptom genannt werden und dazu möchte man dann das Mittel wissen oder den Akupunkturpunkt, wie in der Schulmedizin. Man möchte in der Akupunktur Punkterezepte für Hüfte oder Knie, eigentlich möchte man auch schon gar keine Punkterezepte mehr, man möchte die Punkte gar nicht mehr lernen, man möchte einfach nur noch in Schmerzpunkte eine Nadel reinstechen. Das ist der Trend, wo es hingeht. Das endet natürlich darin, dass jeder, in irgend einer Form Akupunktur oder Homöopathie betreibt, der/die einen Wochendkurs besucht hat, das gilt besonders in der Tiermedizin, wo sich jeder Therapeut nennen darf, der möchte, ohne dass es überprüft wird. Es gibt ironischerweise besonders in Deutschland ausgerechnet dazu keine gesetzlichen Regelungen. Das resultiert in endlosen Reihen an Angeboten auf den Webseiten der vermeintlichen Therapeuten, die den einen Wochenendkurs in Dry Needling gemacht haben oder symptombezogener Homöopathie und diese Methoden danach großartig anbieten. Alle diese Methoden, wie sie auch alle heißen, es werden ja immer mehr Namen erfunden mit immer weniger Fachwissen und Inhalt dahinter, werden in langer Reihe angeboten. Die Menschen sagen ah und oh, was der/die alles weiß und kann, vergessen aber, dass es für ein komplexes Wissen und Erfahrung in schon einer der Methoden jahre- bis jahrzehntelange Ausbildungen braucht, um sie zu „können“. Wer alleine nur die Homöopathie lernen will oder die Akupunktur, wirklich nach traditionell chinesischer Medizin, der kann eigentlich kaum zwei Methoden anbieten, so komplex ist das Wissen das es braucht, um wirklich die Potenz dieser Methoden ausschöpfen zu können. Aber zur Vereinfachung geht der Trend, man spricht dann von Modernisierung. Es ist sicher keine Modernisierung, wenn man das Hintergrundwissen all dieser alten Methoden einfach einkürzt. Wenn man etwas verkürzen oder erneuern möchte, geht das nur aus dem komplexen Wissen der alten Methoden heraus, gepaart mit dem klugen Verständnis dafür, was es heutzutage braucht. Das heißt nicht was der lernfaule Therapeut gerne hätte, sondern, was die aktuellen Situationen und Energien gerade fordern, im Gegensatz, zB. im Falle der Akupunktur, zu vor 3000 Jahren. Es sind diese Methoden aus heutiger Perspektive nur mit dem komplexen umfangreichen Wissen, dem wirklichen Wissen darum, wie sie entstanden sind, was sie damals konnten, wie sie damals wirkten und was sie heute können und wie sie heute wirken können, weiterzudenken und zu erneuern.  Natürlich darf nicht auf einem Stand von vor 3000 Jahren stehen geblieben werden, aber eine Modernisierung ist keine Kastration, ohne das Wissen, was ich überhaupt wegschneide und was das für Folgen für die Wirksamkeit dieser Methoden hat. Im Zweifelsfall wird sie unfruchtbar, so wie es heute schon geschehen ist und verkommt zu bloßem Beiwerk von Therapeuten, die nebenbei auch noch eine Nadel irgendwo stechen, aber nicht annähernd komplex erklären können warum. Diese Methoden übergeordnet weiterdenkend anpassen, das wäre eine Modernisierung. Was heute praktiziert wird, führt nicht zum Erfolg und spielt all den Kritikern in die Hände. Darum, wenn ihr irgendwas anbieten wollt, lernt doch bitte die Methode, lernt sie doch! Es ist nicht sinnvoll, dass die/der Osteopath/in, auch noch nach einem halben Wochenendkurs mit Akupunkturnadeln sticht, für den Patienten nicht und auch für das Ansehen der Methoden nicht. Natürlich erzielt man nicht die Wirkung, die möglich wäre, wenn völlig unausgebildete Menschen in schon fast Fließbandarbeit in den Ställen „mal üben“, denn sie haben ja einen Wochenendkurs gemacht. Die Methoden selber sind so wunderbar, wunderbar mit dem entsprechenden Hintergrundwissen, mit der Erfahrung, die es braucht, um wirklich für unsere Patienten rauszuholen was geht. Es braucht das Hintergrundwissen und die Erfahrung, um sie an die modernen Zeiten anzupassen, die wir derzeit vorfinden, sonst werden die Methoden diesen von der Politik angestrebten und von den Therapeuten mitgespielten Rotstift der Einkürzungen nicht überleben und damit viele Patienten auch nicht , denen hätte effektiv geholfen werden können.

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